Philosophische Gespräche beim Essen genieße ich ja sehr, aber Philosophie im Essen? Wie kommt die denn dorthin?
Das geht ganz einfach: durch beobachten und Erkennen von Zusammenhängen. Seit Jahrtausenden wird in China das Leben, der Mensch, das Zusammenleben der Menschen untereinander, das Essen, die Umwelt – eigentlich alles – den fünf Elementen bzw. Wandlungsphasen zugeordnet (Wasser – Holz – Feuer – Erde – Metall). Und diesen fünf Elementen werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die in Menschen, in Wohnungen (FengShui), auch in Beziehungen zu finden sind.

Gleichzeitig werden den fünf Elementen auch fünf Geschmäcker zugeordnet: Wasser = salzig, Holz = sauer, Feuer = bitter, Erde = süß und Metall = scharf.
Und jetzt kommen wir zu chinesischen Philosophie: Da alles im Zusammenhang steht, sich fördert oder auch erschöpft, ist das große Ziel die Harmonisierung aller Elemente beim Menschen: über die Ernährung, die Wohnungsgestaltung, die Tätigkeiten. Oder mit unseren Worten gesprochen: Die Dosis macht das Gift
Was nutzt die Philosophie im Essen?
Wenn ich die Wirkungen und Zusammenhänge verstehe, kann ich durch bewusstes Einsetzen der Geschmäcker eine Harmonie erzeugen. Denn das Essen wirkt sich auf unsere Gesundheit aus, es bewirkt ebenso wie Medikamente eine Reaktion im Körper. Die chinesische Ernährungslehre ist eben auch ein Zweig der Chinesischen Medizin.
Die persönliche Philosophie eines jeden
Bei jedem Menschen sind die Elemente von Geburt an unterschiedlich stark vorhanden und verändern sich im Laufe des Lebens weiterhin – beeinflusst durch das soziale Umfeld und die Lebensgewohnheiten. Anhand der Vorliebe und Ablehnung bestimmter Geschmacksrichtungen kann man zum Beispiel erkennen, in welchen Elementen ein Ungleichgewicht herrscht und versuchen, dieses auszugleichen.
Jetzt müssen wir uns nur noch ein wenig beobachten und herausfinden, was gut für uns ist. Deswegen kann für den einen Menschen eine Ernährung mit Rohkost sehr gut sein, da er kalte/kühlende Lebensmittel braucht, andere Menschen frieren nach solch einem Essen und solltes das trotz des Trends zur Rohkost nicht essen. Grundsätzlich sind warme Mahlzeiten am besten für Jeden.
Iss, was dir gut tut
Eine nach den fünf Elementen ausgewogene Mahlzeit sollte möglichst Zutaten aus allen fünf Elementen, allen fünf Geschmacksrichtungen (sauer – saure, Essig, milchsauer eingelegtes Gemüse, Sauerteigbrot, Hefe, Frischkäse, Quark, Beeren Früchte, bitter – Lamm, Ziege und deren Milch und Käse, Oregano, Rosmarin, Thymian, Kaffee, bittere Salate wie Endivie (auch erwärmt), süß – Hirse, Mais, alle Kohlsorten, die meisten Öle, Aubergine, Brokkoli, Kürbis, Tofu, Sojamilch, Kartoffeln, scharf – Curry, Ingwer, Pfeffer, Zwiebel, Meerrettich, Kardamom, Ingwer, Kohlrabi, Radieschen und salzig – Fisch, getrocknete Erbsen und Bohnen,, Miso, Salz, Sojasoße) und allen thermischen Bereichen (kalt, kühl, neutral, warm und heiß) beinhalten.
Liest sich kompliziert? Aber nur auf den ersten Blick. Wenn man das System verstanden hat, schmeckt man die fehlenden Elemente. Nachdem ich mich mit den Elementen beschäftigt habe, merkte ich, dass bei meinen Gerichten oft das Element Holz fehlte – der saure Geschmack. Seitdem gebe ich immer ein wenig Essig oder Zitronensaft hinzu und bekomme einen viel runderen und tieferen Geschmack als früher.
Ganzheitlichkeit wirkt auch nach
Wenn alle fünf Geschmäcker gleichmäßig angesprochen werden, entsteht nach einer Mahlzeit weder Appetit auf eine süße Kleinigkeit wie ein Stück Schokolade, noch auf einen vermeintlichen Muntermacher wie Kaffee. Ein schnell wieder auftretendes Hungergefühl (ca. zwei Stunden nach einer Hauptmahlzeit) spricht dafür, dass nicht alle fünf Elemente, Geschmacks- und Thermikrichtungen in der Mahlzeit enthalten waren.
Wesentliche Unterschiede zwischen unseren und chinesischen Ernährungsempfehungen
Ein weiterer gravierender Unterschied bei den Ernährungsempfehlungen ist, dass jedes Essen erwärmt werden sollte, denn das Qi, die Energie, wird so dem Essen zugeführt und vermehrt. Den Verzehr von Rohkost gering zu halten ist sinnvoll, denn Ungegartes entzieht dem Verdauungstrakt mehr Energie als ihm durch die Verstoffwechselung zugeführt wird, es ist also eine Minusbilanz.
Deswegen sollte besonders im Winter auf Südfrüchte, wie Zitrusfrüchte, Mangos und Bananen verzichtet werden, da diese Früchte thermisch kalt sind und zu einer Ansammlung von Kälte und Schleim führen können, was sich dann in verschiedenen chinesischen Krankheitssyndromen, die wir als Erkältungskrankheiten kennen, niederschlägt.
In Zeiten stärkerer Beanspruchung oder größerer Anstrengungen , ist es besonders ratsam, den Körper mit guter, leichtverdaulicher Nahrung zu unterstützen. Diese sollte vornehmlich aus dem Funktionskreis Erde stammen, d. h. Getreide wie Hirse oder Süßreis, Wurzel- oder Knollengemüse, wie Karotten, Kartoffeln, andere Gemüse wie Kürbis und Fenchel und etwas Fleisch, am besten Rindfleisch enthalten. Es eignen sich lange gekochte Suppen, genauso wie Pfannengerichte. Alle dem Erdelement zugehörigen und eigen¬geschmacklich leicht süßen Lebensmittel stärken unsere Verdauung und stabilisieren darüber auch unsere Mitte.
Ich habe nur an der Oberfläche gewischt. Wenn es euch interessiert, dann findet ihr im Netz viele hilfreiche und tiefergehende Informationen zu diesem Thema.